Die Freie Grundversorgung: Klimafreundliche Alternative zum Grundeinkommen
Kann Commoning die Armut nachhaltig bekämpfen helfen? Wir stellen eine klimafreundliche Alternative zum häufig diskutierten Grundeinkommen vor und wagen einen Ausblick, wie eine solche Leistung finanziert und organisiert werden könnte.
Das bedingungslose Grundeinkommen wird besonders in linken, aber auch in liberalen Kreisen immer wieder als Lösung für das Problem der Armut diskutiert. In Zeiten, in denen einige Jobs möglicherweise durch KI ersetzt werden könnten, könnte laut dieser Argumentation eine solche staatliche Leistung vielen Menschen vielleicht die Sorgen vor der Zukunft nehmen.
Doch ist das Konzept nicht unumstritten. So stellt sich die Frage der Finanzierbarkeit. Und nicht nur Boulevardmedien fragen sich: Ist es fair, wenn einige Menschen weiterhin hart arbeiten und andere sich einen faulen Lenz machen? Schon bei in europäischen Sozialstaaten gängigen Leistungen wie dem deutschen Bürgergeld kommen regelmäßig ähnliche Diskussionen auf. Auch wenn oft ignoriert wird, dass von ihnen auch Arbeitende profitieren, weil es ihre Verhandlungsmacht stärkt. Dennoch: Das Konzept steht und fällt mit der Bereitschaft der Mehrheitsbevölkerung, es über Steuern zu finanzieren.
(Dieser Text ist Teil einer Einführung in die Konzepte, die in diesem Blog besprochen werden: #1 Das Goldene Zeitalter der Klimaneutralität, #2 100% Erneuerbare, #3 Anreizbasierte Commons, y #4 Freie Grundversorgung (dieser Post).)
Außerdem stellt sich die wichtige Frage, ob ein Grundeinkommen nicht als Luxus in reichen Industrieländern angesehen werden könnte. Die weltweite Ungleichheit könnte zumindest gefühlt noch verstärkt werden, gerade aus Sicht von Arbeitenden in armen Ländern.
Ein potenziell weltweites “Grundeinkommen” in Naturalien
Stellen wir uns vor, jemand würde vorschlagen, jedem Menschen der Erde ein bedingungsloses Grundeinkommen auszuzahlen. Um die Grundbedürfnisse wirklich zu decken, müsste es sich um einen Betrag von mindestens rund 500 Euro pro Person und Monat handeln. Würde die Mehrheit der Menschen dies für realistisch halten? Fast sicher lautet die Antwort Nein, selbst bei Menschen, die dem Konzept Grundeinkommen an sich positiv gegenüberstehen. Schließlich übersteigt dieser Betrag den Durchschnittslohn der Menschen in weiten Teilen der Welt.
Wenn nun statt eines Geldbetrags Naturalien, also Sachwerte im Wert von etwa 500 € ausgegeben werden sollen, die einen bescheidenen aber menschenwürdigen Lebensstandard sichern, von Lebensmitteln, Gesundheit, Energie und Wohnraum bis hin zu Bildung und Kultur? Die Antwort würde sich wahrscheinlich nicht ändern.
Einige würden ihr absolutes Nein womöglich aufgeben, wenn die Produktionsstätten, die diese Güter und Dienstleistungen anbieten, von den Nutznießenden selbst betrieben würden. Doch es wären wahrscheinlich immer noch Bedenken vorhanden. Insbesondere hinsichtlich der Finanzierung der Infrastruktur.
Wenn hingegen das Konzept geringfügig anders organisiert wäre: Was, wenn frei zugängliche Baupläne, Rezepturen, Software und Anleitungen für alle Produktionsstätten und Prozesse, die für die Erfüllung der Grundbedürfnisse benötigt würden, verfügbar wären? Also Baupläne für Lebensmittel- und Solarmodulfabriken, Open-Source-Fertighauskonzepte, aber auch Best Practices für Freiwilligendienste in Krankenhäusern und Pflegeheimen?
Nehmen wir an, dass diese Wissenssammlung so detailliert ist, dass alle Prozesse in allen notwendigen Lieferketten vollständig abgedeckt wären. Es gäbe für alle Schritte der Herstellung einen erprobten, funktionierenden Plan, den man nur umsetzen müsste. Für Initiativen wäre es dann wesentlich einfacher, ein produktives Projekt aufzubauen, als die Gründung eines Unternehmens in der Gegenwart. Primär müssten die Projekte Rohstoffe und Land erwerben sowie sich um die anfallenden Aufgaben kümmern. Solche Initiativen könnten also auf der ganzen Welt aus dem Boden sprießen, wenn sich Menschen zusammenfinden, um Ressourcen zu bündeln und langfristig ihre Grundbedürfnisse zu erfüllen.
Im letzten Text zum anreizbasierten Commoning wurde angesprochen, wie eine umfassende Produktionsinfrastruktur auf der Basis des Modells des Null-Grenzkosten-Betriebs aufgebaut und finanziert werden könnte. Bei diesen Betrieben fielen zwar am Anfang Investitionskosten an, jedoch haben diese das Ziel, die Kosten für jedes Produkt graduell auf nahe Null zu drücken, etwa durch den Einsatz erneuerbarer Energien und Automatisierungstechnologien. Letztendlich würden für die einzelnen Projekte nur noch Materialkosten und ein vergleichsweise geringer Arbeitsbedarf übrigbleiben, der von den Menschen, die von den Leistungen profitieren, zu einem großen Teil selbst übernommen würde. Ein wesentliches Puzzleteil für den Aufbau der Projekte wären Commons-Finanzprodukte, eine Art Langzeit-Crowdfunding, bei dem einmalige oder regelmäßige Zahlungen oder alternativ Arbeitsbeiträge Menschen ein Recht auf eine Versorgung mit einem bestimmten Gut verleihen.
Dieses Modell soll als Freie Grundversorgung bezeichnet werden. Es wäre die Anwendung des Modells des Anreizbasierten Commoning auf Produkte und Dienstleistungen des Grundbedarfs und könnte zu einer klimafreundlichen und potenziell weltweit einführbaren Alternative zu herkömmlichen Sozialleistungen ausgebaut werden.
Wie die Freie Grundversorgung realisiert werden könnte
Wie könnte man eine solche Alternative zum Grundeinkommen angehen? Es wären zwei Wege denkbar, eine Freie Grundversorgung aufbauen, ohne dass dafür bereits eine umfassende Struktur von Null-Grenzkosten-Betrieben existieren muss. Am Anfang dieses Prozesses dürften in vielen Bereichen nur für Teilschritte der Produktion Open-Hardware- und Commons-Projekte existieren.
Die erste Option wäre ein eher kapitalistischer Weg, der einer Versicherung ähneln würde. Im vorigen Text wurde bereits die Idee einer Commons-Alternative zur Rente auf Basis der Commons-Finanzprodukte angesprochen: Menschen bezahlen eine Gruppe produktiver Commons-Projekte regelmäßig dafür, um bestimmte Grundbedürfnisse im Alter erfüllt zu bekommen, etwa Lebensmittel, Gesundheit, Wohnraum oder Mobilität.
Man könnte nun auf der gleichen Basis eine Art Arbeitslosenversicherung anbieten. Diese würde jedoch zunächst nicht das ganze Leben lang eine Versorgung garantieren, sondern nur für einen limitierten Zeitraum vor dem Renteneintritt, beispielsweise zwei Jahre. Sobald eine Arbeitslosigkeit eintritt, würde die Grundversorgung aktiviert und jeder Monat, in dem die Versorgung in Anspruch genommen wird, vom Gesamtzeitraum abgezogen. Eine Herausforderung wäre hier der Umgang mit Trittbrettfahrern, die so schnell und so lang wie möglich in die “Grundversorgung” wechseln und nach deren Ende einfach aussteigen. Daher könnten wie im herkömmlichen Versicherungswesen Sperrfristen, Wartezeiten und Prüfungen, wie etwa ein Beweis, dass die Arbeitslosigkeit nicht selbstverschuldet eintrat, notwendig sein.
Der maximale Zeitraum der Versorgung kann von den Projekten schrittweise verlängert werden, wenn die Umstellung auf Null-Grenzkosten-Betriebe fortschreitet. Dies kann auch als Anreizhebel gegen Trittbrettfahrerei dienen: Eine Person, die die oben genannten Bedingungen nicht einhält, kann von diesem Vorteil ausgeschlossen und gesperrt werden. Dieser Prozess könnte dann graduell bis zu einer komplett freien Grundversorgung ohne Bedingungen fortschreiten.
Ein etwas anderer Weg, der eher den von gegenwärtigen Commoning-Projekten verfolgten Prinzipien entspricht, wäre ein minimales Grundversorgungs-Angebot für alle Interessierten, auch für die, die keine Commons-Finanzprodukte erworben haben. Dafür könnte es eine Teilnahmepflicht geben: Wer bei anfallenden Aufgaben mitmacht, wird versorgt. Bei diesem Modell wäre die Versorgung immer so breit wie möglich. Es würden also die Produkte an so viele Interessenten wie möglich abgegeben, je nachdem wie es die Finanzen und Ressourcen erlauben. Aber der Grad der Versorgung wäre von der Teilnehmerzahl und deren Teilnahmebereitschaft abhängig. Eine entsprechende Infrastruktur könnte möglicherweise etwa für den Anbau von Obst und Gemüse relativ schnell aufgebaut werden.
Vielleicht wäre eine Mischung aus beiden Ansätzen ideal: Es könnte eine absolute Basisversorgung für alle nach dem zweiten Modell geben, die mit einfachen Gütern wie landwirtschaftlichen Produkten beginnt und stetig um neue Punkte erweitert wird. Parallel würde eine Open-Hardware-Infrastruktur mit Null-Grenzkosten-Betrieben für komplexere Bedürfnisse über das Versicherungs-Modell mit Hilfe von Commons-Finanzprodukten aufgebaut. Ist diese Produktions-Infrastruktur einmal umfassend genug, kann sie auch graduell zur Basisversorgung hinzugezogen werden. Priorität behielten bei Engpässen die Menschen, die mit Arbeitseinsätzen oder Commons-Finanzprodukten an den Projekten teilnehmen.
Vorteile zum Grundeinkommen: Klima und Nachhaltigkeit
Schon die Tatsache, dass auf diese Weise womöglich das Problem der weltweiten Armut effektiv und nachhaltig bekämpft werden könnte, und das Konzept zudem wesentlich realistischer scheint als ein weltweites Grundeinkommen, ist ein großer Pluspunkt der Freien Grundversorgung. Im Vergleich zum Bedingungslosen Grundeinkommen könnte es jedoch noch weitere Vorteile geben, insbesondere im Bezug zum Thema Nachhaltigkeit.
Zum einen ist der Aspekt des Klimaschutzes zu nennen. Ein bedingungsloses Grundeinkommen in der bisher diskutierten Form hätte vermutlich nur wenig Einfluss auf Emissionen und Naturschutz. Denn die Beziehenden wären weiterhin stark von der Marktwirtschaft abhängig, um ihre Bedürfnisse zu erfüllen. Und deren Probleme hinsichtlich des Klimaschutzes, wie der Wachstums- und Renditezwang bei Kapitalgesellschaften, der eine Tendenz zu einem erhöhten Ressourcenverbrauch erzeugt, blieben weiter bestehen. Es gäbe zwar Möglichkeiten des Ausgleichs, etwa eine Finanzierung des Grundeinkommens über Emissionssteuern, dennoch wäre damit kein grundlegender Paradigmenwechsel hin zu einem nachhaltigeren Wirtschaften eingeläutet. Dieser Punkt wird noch deutlicher, wenn die Situation in ärmeren Ländern betrachtet wird: Ein Grundeinkommen auf dem Niveau einer Sozialhilfe etwa europäischer Länder könnte dort einen deutlichen Emissionsanstieg verursachen.
Bei der Freien Grundversorgung hingegen fielen alle bereits genannten Vorteile des Commoning für den Klimaschutz bei der gesamten Infrastruktur an. Wir wiederholen sie nur kurz, ansonsten verweisen wir auf den dritten Text der Serie: starke Anreize für Ressourcenschonung und erneuerbare Energien sowie weniger Rentabilitätsdruck, so dass der oft genannte Wachstumszwang der Marktwirtschaft verringert und eine größere Flexibilität bei der Anpassung an ein schwankendes, auf erneuerbaren Quellen basierendes Energieangebot erreicht wird. Auch wenn dieses Konzept sich global verbreitete, würden die Emissionen wahrscheinlich nicht deshalb nennenswert ansteigen.
Für die Nachhaltigkeit eines solchen Ansatzes spricht weiterhin, dass die Versorgung bei einem Commoning-basierten Ansatz wesentlich zukunftssicherer sein könnte. Ein Grundeinkommen müsste jedes Jahr neu über den Staatshaushalt von den Steuerzahlenden finanziert werden. Gerade in Wirtschaftskrisen, die in der Marktwirtschaft zyklisch auftreten können, wäre womöglich die Bereitschaft niedrig, sich einen solchen Luxus zu leisten.
Eine commoning-basierte Freie Grundversorgung hätte dieses Problem nicht. Sie wäre im Idealfall unabhängig vom Staat: Eine Technologie, die einmal unter freie Lizenzen gestellt wurde, ist potenziell für immer frei zugänglich, und über Commons-Finanzprodukte könnte die Finanzierung rein privat organisiert werden. Zudem tendieren Commoning-Initiativen oft zu langfristiger Nachhaltigkeit, sie werden auf “die Ewigkeit” ausgelegt. Wichtige Ressourcen wie Grundstücke werden endgültig erworben, um den Projekten dauerhaft zugänglich zu sein. Außerdem sind rechtliche Strukturen möglich, die etwa eine Veräußerung von Projekten oder deren Umwandlung in gewinnorientierte Unternehmen verhindern. Ein Beispiel ist das Mietshäuser-Syndikat, das mit lokalen Initiativen Mehrfamilienhäuser erwirbt, für Jahrzehnte günstigen Wohnraum bereitstellt und durch seine Struktur einen Ausverkauf von einmal erworbenen Gebäuden so gut wie unmöglich macht.
Fazit und Ausblick
Wäre eine Freie Grundversorgung zügig umsetzbar? Es kommt dabei besonders darauf an, welche Bereiche eingeschlossen würden. Bei der Lebensmittelversorgung mit Grundnahrungsmitteln könnte man auf bestehenden Initiativen der solidarischen Landwirtschaft (in Deutschland als Solawis bekannt) und des gemeinschaftlichen Gartenbaus aufsetzen. Diese könnten mit Commons-Finanzprodukten ein Erweiterungspotenzial erschließen und nach und nach breite Teile der Bevölkerung versorgen. Land-Sharing nach dem Modell des bereits existierenden US-Projekts Shared Earth und Zwischennutzungskonzepte für brachliegende und ungenutzte Immobilien könnten eine schnelle Hochskalierung ermöglichen, bevor die Finanzierung großer Ländereien möglich wird. Relativ schnell wäre auch eine grundlegende verarbeitende Lebensmittelindustrie mit Betrieben wie etwa Mühlen und Bäckereien möglich. In diesen Branchen könnten oft die Verbraucher selbst Aufgaben übernehmen, wie es in Solawis üblich ist.
Eine besonders große Herausforderung hingegen wäre der Bereich Gesundheit und Pflege, der lange und komplexe Lieferketten und einen hohen und spezialisierten Arbeitsbedarf aufweist. Grundsätzlich spricht nichts gegen eine Organisation etwa eines Krankenhauses oder Pflegeheims auf Commons-Basis. Eine Teilnahme der Menschen, denen die Einrichtung zur Gesundheitsversorgung offen stehen soll, also der zukünftigen Patienten, würde hier aber oft an den fehlenden Fachkenntnissen scheitern. Denkbar wäre eine Kooperation über einen sogenannten Commonsverbund, wie er z.B. von Autoren wie Christian und Martin Siefkes vorgeschlagen wurde: eine Kooperation zwischen verschiedenen Projekten, bei denen die Teilnahme etwa an einer Solawi ein Anrecht auf eine Behandlung im Krankenhaus verleiht, und umgekehrt das ärztliche Fachpersonal von den Solawis versorgt wird.
Der Gesundheits- und Pflegebereich könnte von einem Commons-Fonds profitieren, der bestimmte Leuchtturmprojekte unterstützt. Die von der Commons-Wissenschaftlerin und Publizistin Silke Helfrich 2018 angestoßene Initiative GrundausCommons verfolgte ein solches Ziel: eine überwiegend private Finanzierungsstruktur für Commoning-Initiativen bereitzustellen, damit diese nach und nach Grundbedürfnisse erfüllen können. Dieses “Projekte-Grundeinkommen” sollte wichtige Ansätze in bisher schwierig unter Commoning-Grundsätzen zu organisierenden “Branchen” finanzieren. Leider verlor die GrundausCommons-Initiative nach Helfrichs viel zu frühem Tod 2021 an Schwung und wurde 2022 aufgelöst.
Ein solcher Commons-Fonds könnte beispielsweise von mehreren Commons-Projekten aus einem kleinen Teil der Einnahmen über Commons-Finanzprodukte finanziert werden. Der wichtigste Schritt wäre schließlich der Weg hin zu einem funktionierenden Modelle für Krankenhäuser und Pflegeheime, ein Proof of Concept. Wenn gezielt Pionier-Initiativen unterstützt werden, die sich solchen auf den ersten Blick schwierigen, aber wichtigen Aufgaben widmen, wäre der Weg für Nachfolgeprojekte weit einfacher.
Was die Herausforderungen einer Realisierung angeht, wären etwa in der Mitte zwischen den Lebensmittel- und Gesundheitsbranchen viele andere Bereiche wie etwa Wohnraum und Mobilität angesiedelt. Für Tiny Houses und selbst kleinere Wohnblocks gibt es beispielsweise bereits Open-Hardware-Projekte, die frei nachgebaut werden können. Jedoch ist der Aufwand für einen Bau besonders in europäischen Ländern mit weitreichenden Bauvorschriften weiterhin hoch, dazu kommen die Grundstückskosten. Und bei Mobilität ist ausgerechnet das nach Fahrrad und Fuß umweltfreundlichste und effizienteste Verkehrsmittel, die Eisenbahn, ein hochkomplexes System mit hohen Eintrittsbarrieren. Auch hier könnten also teilweise Finanzierungen von Pionierprojekten über Commons-Fonds nötig werden.
Umfassendere Grundversorgungsprojekte könnten zunächst versuchsweise auch in kleineren Maßstäben, etwa auf der Ebene eines Dorfs oder einer Gemeinde, umgesetzt werden. In Ökodörfern und Kommunen, also kleinen Gemeinschaften, in denen sich die Einwohner in der Regel kennen, werden bereits teilweise Vorstufen dieses Konzepts durchgeführt. Nach und nach könnten Best Practices gesammelt und die erfolgreichen Projekte auf Klein- und Mittelstädte und schließlich noch größere Einheiten ausgeweitet werden. Gerade in ärmeren Ländern ist womöglich das Potential für eine solche graduelle Vorgehensweise besonders groß. Oft bestehen auch traditionelle Commons wie Allmendeweiden, deren Organisationsstrukturen ebenfalls in ein Grundversorgungssystem einbezogen werden könnte.
Jedenfalls gibt es vermutlich viele verschiedene Wege nach Rom. Der Einstieg in die Erfüllung von Grundbedürfnissen ist oft niederschwellig möglich, wie gerade Gartenbauprojekte auf Brachflächen wie der berühmte Prinzessinnengarten in Berlin zeigen. Selbst wenn sich eine solche Grundversorgung für längere Zeit auf Lebensmittel und andere sehr grundlegende Dinge beschränken sollte, wäre damit in weiten Teilen der Welt schon eine deutliche Besserung bei der Versorgungssicherheit erreicht.
Schon Teilerfolge bei der Bekämpfung der weltweiten Armut könnten Commoning den nötigen Schwung verleihen, um weitere Bereiche hin zu einem nachhaltigen, inklusiven und umweltfreundlichen Wirtschaftsmodell umzugestalten. Und dieser Ansatz könnte eine Klimaneutralität schneller ermöglichen, als wenn wir weiterhin wie bisher auf den Staat und die Märkte vertrauen.